Kommunikation im Hühnerstall

Kommunikation im Hühnerstall

Komplexe und soziale Wesen – das Haushuhn


Das Bankivahuhn gilt als der Urahn all unserer Haushühner. Im Laufe der Zeit haben sich fünf Zweige herauskristallisiert, die in Indien, China und den angrenzenden Ländern ihre Heimat finden. Auch wenn die Hühnerzucht möglicherweise bereits erstmals vor 8000 Jahren gelang, sind heutige Haushühner im Wesen und in ihren Ansprüchen noch immer sehr nahe am Bankivahuhn.


Noch heute leben Bankivahühner in weiten Teilen Asiens wild in Wäldern und Waldrändern. Diese Hühner pflegen ihre eigene Rufsprache, die sie unseren Haushühnern vererbt haben. Am bekanntesten sind das Krähen des Hahnes, das Gackern aufgeregter Hühner oder das Fiepsen von Küken. Wer sich mit den Hühnern intensiver befasst, wird hingegen feststellen, dass sie ihre Lautsprache gezielt zur Verständigung einsetzen.



Das Sozialverhalten der Hühner


Jeder Hahn möchte ein paar Hühner sein eigen nennen. Doch leider gibt es im Durchschnitt pro Huhn auch einen Hahn, weswegen Hühner umkämpft sind. Das Krähen soll Rivalen auf Abstand halten und die Hennen beeindrucken. Noch beeindruckter sind diese, wenn es Futter gibt. Wird der Hahn fündig, stößt er Ruflaute aus. Nicht nur das: je nach Futterart unterscheidet sich der Ruflaut, womit die Hennen wissen, welches Futter es gibt und wie sie danach suchen können. Das hat zumindest Dr. Chris Evans an der Macquarie University Sydney herausgefunden.


Die Lautsprache umfasst ganz unterschiedliche Ruflaute. Fliegt ein Greifvogel am Himmel, wird ein eher schriller Laut ausgestoßen. Bei einem Angreifer am Boden folgt ein aufgeregtes Gackern. Bereits die Küken piepsen, um sich untereinander und mit der Henne abzustimmen. Deswegen schlüpfen sie zeitgleich. Genau das kann in freier Natur ein entscheidender Vorteil sein.


Ob Huhn oder Küken: entfernt sich ein Tier von der Gruppe, ruft es und erhält Antwort. Schon findet das Tier zurück zu den anderen und ist wieder sicher.


Die Lautsprache der Hühner geht noch weiter: Anscheinend können Hühner einander verspotten oder Schadenfreude ausdrücken. Hennen können aber auch eifersüchtig auf andere Hennen sein, die neu in die Gruppe finden.



Die Hackordnung unter Hühnern


Der Begriff „Hackordnung“ symbolisiert stetige Brutalität, wie sie beim Mobbing stattfindet. Das ist jedoch irreführend, da die Hackordnung für ein friedlicheres Miteinander in der Gruppe sorgt. Wenn Hühner heranwachsen oder später aufeinander treffen, stellt sich durch leichte oder schwere Kämpfe heraus, welches Huhn das stärkste ist. In kleinen Gruppen bildet sich meist eine lineare Hackordnung vom stärksten zum schwächsten Huhn aus. Es kommt aber auch vor, dass die Hackordnung sozusagen im Dreieck verläuft und jedes Huhn ein stärkeres und schwächeres findet.


Ist die Hackordnung einmal festgelegt, weichen schwächere Hühner aus und lassen den stärkeren den Vortritt. Wird nicht jedes Mal neu gekämpft, bleibt es friedlicher. Zugleich sind die stärkeren Hühner im Vorteil und können mehr Nachkommen in die Welt setzen. Die ganze Hühnerherde profitiert, wenn aufreibende Rangkämpfe auf ein Minimum reduziert werden.


Zu einem Federpicken kommt es hingegen bei räumlicher Enge oder wie auch bei Kannibalismus durch Mangelernährung.



Körpersprache


Nicht allein die Lautsprache, sondern auch die Körpersprache gehört zur Kommunikation der Hühner. Neben der äußeren Gestalt und der Größe vom Kamm sind auch die Gestik entscheidend. Einige Hühner und vor allem Hähne haben eben das besondere Extra, andere nicht.



Sinnesorgane


Die Lautsprache der Hühner kann nur dank der guten Ohren funktionieren. Hühner sehen auf eine begrenzte Entfernung gut, aber unscharf. Durch ein ständiges Zucken mit dem Kopf wird diese Unschärfe ausgeglichen. Damit können Hühner bis zu 100 Artgenossen am Aussehen unterscheiden.


Der Geschmackssinn der Hühner ist hingegen weniger gut ausgeprägt. Hühner „schmecken“ mit den Augen und prüfen die Härte der Gegenstände mit dem Schnabel. Sie spüren also, ob es sich um Futter handelt oder nicht. Der Geschmackssinn ist dennoch schwach vorhanden und nicht unwichtig. Wenn Hühner feste Körner nicht zerkauen, können sie diese aber auch nicht schmecken. Sie können jedoch aus frischen Pflanzen die Giftpflanzen aufgrund der Bitterstoffe heraus selektieren, bei getrockneten wegen der schwächeren Bitterstoffe jedoch nicht.


Ein wichtiges Sinnesorgan ist das Fühlen von Erschütterungen durch die Beine. Der Hühnerhalter wird also nie unbemerkt den Hühnerstall betreten, da er sich allein wegen seines Gewichts bereits verrät. Anhand der Erschütterungen haben die Hühner zugleich eine Vorahnung, wer oder was auf sie zukommt.



Die Sprache zwischen Hühnern und Menschen


Sicherlich fangen die meisten Menschen nicht an zu gackern und Hühner lernen kein Englisch für die internationale Kommunikation. Doch wie auch andere Tiere kommunizieren Hühner mit Menschen. Dabei kommt es jedoch auf diese Menschen an, wie viel Zeit sie für die Hühner mitbringen. Dann aber können sie diese sogar dressieren oder ihnen gewisse Dinge beibringen. Der Schlüssel zum Erfolg ist dabei das Futter. Gerade Mehlwürmer, gekochtes Ei, geschrotete Maiskörner oder andere energiehaltige Nahrung eignet sich als besonderes Leckerchen.


Sollen die Hühner am Abend im Hühnerstall sicher eingeschlossen werden, wird ihnen am Abend etwas vom schmackhaften Futter gegeben. Selbst freilaufende Hühner werden pünktlich in der Nähe vom Stall warten und auf ein Rufen herbeieilen.


Wer bereits für die Küken oder Junghühner etwas Zeit investiert, hat schnell anhängliche Schoßhühner, die sich gerne hochheben lassen. Dabei kommt es auf die Hühnerrasse an, wie zahm ein Huhn werden kann. Einige Hühner weichen einem im Garten kaum noch von der Seite.



Artgerechte Hühnerhaltung ohne Hühnerwiese geht nicht


In der Massentierhaltung können Hühner ihr Sozialverhalten weniger gut ausprägen und fühlen sich unwohler. Damit ein Huhn sich richtig entwickeln kann, braucht es andere Hennen und einen Hahn. Der Hühnerstall muss in der Nacht schützen, am Tag geht es raus auf die Wiese. Der Mensch ist ein willkommener Mitbewohner, wenn es ein paar Leckereien und frische Einstreu gibt. Dann klappt es auch mit Eiern von glücklichen Hühnern.


Genau das wäre der Wunsch vom Hühner Hof, der im Internet entscheidende Grundlagen zur Hühnerhaltung bereithält. Dieses Angebot wird durch Rasseportraits vieler Haushühner ergänzt. Auch wenn jedes Haushuhn mit seinem Wesen und Bedürfnissen noch nahe am Bankivahuhn liegt, so sind die Unterschiede zwischen den Hühnerrassen nicht nur in ihrer Größe und ihrem Aussehen enorm. Einige Hühner fliegen einem auf das Dach oder die Schulter, andere bleiben am Boden oder sind sehr scheu. Doch für jeden Gärtner gibt es passende Gartenhühner, die für ihr Hühnerleben gerne viele Eier legen.



Dieser Artikel entstammt aus der Feder von Robert aus dem Team von Huehner-Hof.com

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